"Harte" Koalitionsverhandlungen im SoWi-Zusatzkurs

Die Q2 hat im Zusatzkurs Sozialwissenschaften im Rahmen einer Unterrichtsreihe zur Bundestagswahl 2021 die Sondierungsgespräche zwischen den Parteien simuliert. Hierzu wurde ein Planspiel von der Referendarin Julia Wiedmann für den Kurs entworfen, dessen Ziel es war, die unterschiedlichen Interessengruppen im politischen Entscheidungsprozess abzubilden. Die Schülerinnen und Schüler bekamen verschiedene Rollenkarten und sollten während der Sondierungsgespräche im Sinne der eigenen Rolle handeln und deren Interessen vertreten.

Nachdem das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2021 am Abend des 26. September feststand, war für die Schülerinnen und Schüler des Zusatzkurses klar, dass die Regierungsbildung von SPD, CDU sowie der FDP und den Grünen abhängen würde. Diese Parteien waren somit auch innerhalb des Planspiels vertreten.

Um auch außerparlamentarische Einflüsse im politischen Entscheidungsprozess zu berücksichtigen, wurden darüber hinaus Rollen für Lobbyisten (die heimliche fünfte Gewalt) und die Medienvertreter als vierte Gewalt entworfen.

Nach einer Einführung in die Methode des Planspiels, entwarfen die Schülerinnen und Schüler eine Strategie, um ihre Zielvorgaben zu erfüllen. Sie mussten sich entscheiden, welche politischen Themen für sie nicht verhandelbar sind und welche für einen Kompromiss eine Verhandlungsbasis ergeben. Auch überlegten sie, mit welchen Parteien sie in welcher Reihenfolge verhandeln möchten.

In der anschließenden Verhandlungsphase wurde über die jeweiligen politischen Positionen gestritten und politische Kompromisse ausgelotet. Um dabei die bestehenden Coronaregeln in der Schule einzuhalten, erfolgte dies mit viel Abstand und in Form eines „Sondierungs-Speeddatings“. Dabei wurde zudem die Bedeutung der Lobbyisten und der Medienvertreter sehr deutlich, da sie versucht haben, die Parteien zu beeinflussen und sogar zu provozieren. Parallel zu den Sondierungsgesprächen wurde von den Medienvertretern eine digitale Wandzeitung geführt, auf der minütlich neue Schlagzeilen eintrafen, die den Gesprächsprozess der Parteien abbildeten („SPD will CDU in der Opposition sehen“; „Scheitert die Ampel am Mindestlohn?“).

Nach „harten“ Verhandlungen stand am Ende das Ergebnis fest: Die Parteien SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und die FDP, auch als „Ampelkoalition“ bekannt, hatten einen tragfähigen Kompromiss ausgehandelt, mit welchem diese drei Parteien zufrieden waren.

Der Abschluss des Planspiels bildete eine Reflexionsphase, in der die unterschiedlichen Rollenvorgaben und die „Geheimprotokolle“ in den Verhandlungsphasen transparent gemacht worden sind. Hieraus wurde das Fazit von den Schülerinnen und Schüler gezogen, dass Politik echt anstrengend und kompliziert ist. Auch wurde deutlich, wie wichtig die fachliche Auseinandersetzung mit dem Wahlprogramm der Parteien ist, um sich ein abschließendes Urteil bilden zu können. Trotz, oder gerade wegen der schwierigen Verhandlungen, konnte das Interesse der Schülerinnen und Schüler für das politische Tagesgeschehen geweckt werden. Als nächstes wollen sie im Unterricht untersuchen, inwiefern Lobbyismus eine Gefahr für die Demokratie darstellen könnte und ob die Medien ihrem Auftrag einer kritischen und neutralen Rolle im Politikgeschehen gerecht werden.